Interview

Liebe Leserinnen und Leser,

Tierschutz ist nicht nur ein Begriff, sondern eine Lebenseinstellung. Viele von uns teilen die Leidenschaft und das Engagement für den Schutz unserer kleinen Mitbewohner, den Meerschweinchen. Sie sind nicht nur süße, quirlige Tiere, sondern auch empfindsame Lebewesen, die unsere Hilfe und Unterstützung benötigen.

Unser Engagement für den Tierschutz zeigt sich nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Deshalb sind wir stolz darauf, erneut unsere Unterstützung für den Verein Notmeerschweinchen.de e.V. durch eine weitere Spende am 08. August 2023 zum Ausdruck gebracht zu haben. Dieser Verein setzt sich unermüdlich für das Wohl der Meerschweinchen ein, sei es durch Rettung, Pflege oder Vermittlung.

Es ist uns daher eine besondere Freude und Ehre, heute Frau Inger Gasenzer von Notmeerschweinchen.de e.V. im Interview zu begrüßen. Lassen Sie uns gemeinsam eintauchen in die Welt des Vereines, der sich so sehr um das Wohl der kleinen Lieblinge kümmert und lassen sie uns schauen, wie wir alle unseren Beitrag leisten können, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Wie wurde der Verein gegründet und was war die Inspiration dahinter?

Inger G.: Im Jahr 2004 wurde der Verein aus einer privaten Initiative gegründet, um in Form eines Vereins deutlich mehr Kapazität zur Aufnahme von Meerschweinchen zu erlangen.

 

Wie viele Meerschweinchen konnten durch den Verein bisher gerettet und vermittelt werden?

Inger G.: Seit 2004 haben wir fast 5.000 Meerschweinchen in ein neues Zuhause vermitteln können.

 

Wie kommen die Meerschweinchen in der Regel zu Ihnen? Und welche Arten von Notfällen treten am häufigsten auf?

Inger G.: Meist kommen die Meerschweinchen zu uns, weil ihre bisherigen Besitzer nicht mehr genügend Zeit haben, Allergien aufgetreten sind, die Familienverhältnisse sich geändert haben oder auch weil sie für die Kinder uninteressant geworden sind.

Sehr oft wird das letzte Meerscheinchen abgeben, weil die Haltung aufgegeben wird und das letzte Tier nicht allein bleiben soll.
Manchmal nehmen wir auch ungewollten Nachwuchs von Pärchen auf, die als „gleichgeschlechtlich“ gekauft wurden.

Oder jemand hat ausgesetzte Meerschweinchen gefunden und kann sie nicht behalten.
Gelegentlich bekommen wir Tiere über das Veterinäramt, das die Tiere aus sehr schlechter Haltung befreit hat. Dem geht dann eine Enteignung voraus oder es dient der Einhaltung von Auflagen zur Reduzierung der Tiere.

 

Wie finanziert sich Notmeerschweinchen.de e.V. und wie kann man den Verein unterstützen?

Inger G.: Wir finanzieren uns hauptsächlich aus Spenden und Patenschaften, sowie Mitgliedsbeiträgen, Schutzgebühren für die vermittelten Meerschweinchen und zu einem kleinen Teil aus dem Verkauf von Kuschelsachen für Meerschweinchen.

Wir freuen uns besonders über regelmäßige (z.B.) monatliche Spenden oder Patenschaften.

 

Sie haben uns bereits über den finanziellen Aspekt, wie die um 20% gestiegenen Tierarzthonorare, informiert. Welche weiteren Herausforderungen begegnen Ihnen in der täglichen Arbeit.

Inger G.: Abgesehen von den gestiegenen Tierarztkosten sind natürlich auch die normalen Unterhaltskosten, wie Heu, Streu und Gemüse stark gestiegen.

Eine weitere Herausforderung ist genügend Pflegestellenkapazitäten zu bekommen. Häufig ist unsere Warteliste zur Aufnahme sehr lang, da wir nicht ausreichen Plätze zur Verfügung haben, weil z. B. kranke oder trächtig Tiere sehr lang in der Pflegestelle verbleiben.

 

Gibt es besondere Erfolgsgeschichten, die Sie mit uns teilen möchten?

Inger G.: Wir haben mehrmal sehr große Notfälle mit bis zu über 100 Meerschweinchen aus aus dem Ruder gelaufenen Vermehrungen oder von Tiermessis übernommen! Es war jedes Mal eine riesige Herausforderung, alle Tiere auf die Pflegestellen zu verteilen. Manchmal haben wir Fahrketten organisiert, um auf die Pflegestellen in diverse Städte in ganz Deutschland verteilen zu können. Dann mussten viele der Meerschweinchen gesund gepflegte und alle männlichen Tiere kastriert werden. In der Regel waren alle Weibchen trächtig. Leider gingen nicht alle Geburten (z.T. wegen Inzucht) gut aus. Man kann sich vorstellen, dass in diesen Fällen viele Tiere in einem extrem schlechten Gesundheits- und Pflegezustand zu uns kommen und es für die Pflegestellen eine enorme Aufgabe ist, sie gesund zu pflegen. Manche Tiere haben es trotz aller Mühen nicht geschafft. Wir haben aber alle gesunden Tiere in ein neues Zuhause vermitteln können. Es ist für uns Pflegestellen eine große Freude, wenn wir es schaffen, sehr kranke Tiere gesund zu pflegen und dann in ein schönes Zuhause zu vermitteln, wo sie gut und artgerecht leben können.

 

Fragen zum Tierwohl von Meerschweinchen

 

Was sind die besonderen Bedürfnisse von Meerschweinchen, die in der Pflege beachtet werden müssen?

Inger G.: Meerschweinchen sind Rudeltiere und sollten daher niemals allein gehalten werden. Sie brauchen ausreichend Platz um rennen zu können und täglich wenigstens zweimal Frischfutter und Heu.

 

Welche häufigen Fehler machen Menschen in der Haltung von Meerschweinchen und wie kann man diese vermeiden?

Inger G.: Die häufigsten Fehler sind zu kleine Käfige, Einzelhaltung und zu viel ungesundes Trockenfutter und zu wenig Frischfutter. Außerdem ist es wichtig seine Tiere regelmäßig zu begutachten, um Krankheiten oder Zahnprobleme zu entdecken.

 

Wie wird sichergestellt, dass die vermittelten Meerschweinchen in ein tiergerechtes Zuhause kommen?

Inger G.: Wir erfragen vorab bei den neuen Besitzern die Haltungsbedingungen, wie die Anzahl der vorhandenen Tiere und die Gehegegröße. Zudem bringt die Pflegestelle jedes Tier persönlich in das neue Zuhause, berät die neuen Besitzer vor Ort und macht die Vergesellschaftung der Tiere mit ihnen zusammen.

 

Gibt es bestimmte Gesundheitsprobleme, die bei Meerschweinchen häufig auftreten, und wie geht der Verein damit um?

Inger G.: Die häufigsten Probleme, sind Zahnfehlstellungen, die das Fressen behindern, Durchfallerkrankungen oder Hautprobleme durch Parasiten oder Pilzinfektionen. Nicht selten sind auch Schilddrüsen- und Herzerkrankungen. Mit den entsprechenden Medikamenten oder regelmäßigen Zahnkorrekturen können wir sehr viel bewirken. Wir haben gut spezialisierte Tierärzte, Kardiologen, Augenspezialisten und sogar eine Tierphysiotherapeutin, die unsere Tiere sehr gut behandeln können.

 

Eine letzte Frage

Wie sind Sie persönlich zum Verein gekommen und was motiviert Sie in Ihrer Arbeit?

Inger G.: Eigentlich wollte ich gar keine Haustiere haben. Aber meine Tochter hat mich breitgeschlagen, dass sie zum 12. Geburtstag Meerschweinchen bekommen sollte. Bald hatten meine Kinder kein großes Interesse mehr, aber ich hatte inzwischen an den Meerschweinchen einen Narren gefressen. In 2006 bin ich zufällig im Internet auf den Verein gestoßen und fand es eine schöne Idee, Pflegetiere aufzunehmen und in ein neues Zuhause zu vermitteln, statt selbst immer neue Meerschweinchen zu kaufen. Seit 2009 bin ich ehrenamtlich als Kassenwartin im Vorstand des Vereins tätig und kümmere mich außer um die Buchhaltung auch um die Patenschaften. In meiner Pflegestelle leben im Schnitt ca. fünf Meerschweinchen.

Mit gefällt, dass wir unter den Mitgliedern, den Pflegestellen und im Vorstand einen sehr guten Zusammenhalt und ein sehr freundliches Miteinander haben, wodurch der Verein reibungslos funktioniert. Wir haben WhatsApp-Gruppen und ein eigenes Internet-Forum, in denen wir uns austauschen können und das Schwarmwissen der Mitglieder nutzen können. Ich bin wirklich gern Mitglied von Notmeerschweinchen.de e.V.!

Liebe Frau Gasenzer, vielen Dank für das Interview!

Thomas

 

Inger

Frau Inger Gasenzer, Kassenwartin von Notmeerschweinchen.de e.V.

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare